Generelle Grundvoraussetzungen und wie sie zu testen sind
Bei der Untergrundbeurteilung handelt es sich um eine visuelle wie auch mechanische Prüfung, um die Beschaffenheit und die möglichen künftigen Wechselwirkungen von Baustoffen beurteilen zu können. Die drei T – Trockenheit, Tragfähigkeit und Trennmittelfreiheit – gehören zu den unbedingten Voraussetzungen für einen Untergrund bei der Verlegung von Bodenbelägen.
Trockenheit
Eine zu hohe Feuchtigkeit im Untergrund, unabhängig von der Ursache, führt mit Sicherheit zu späteren Bodenbelagsschäden, wie zum Beispiel durch Trocknungsverformung oder Fäulnis. Die Prüfung auf Feuchtigkeit des Untergrundes muss deshalb immer sorgfältig durchgeführt werden.
Besonders zu beachten ist dies bei der Erstbelegung bei neuen Bodenuntergründen. Da das Trocknen physikalisch bedingt ist, ergeben sich Wartezeiten, bevor die weitere Belegung stattfinden darf. Unter normalen Umgebungsbedingungen kann davon ausgegangen werden, dass bei einer durchschnittlichen Wartezeit von 1 Woche pro cm Schichtdicke eines Neuuntergrundes nicht nur eine ausreichende Erhärtung, sondern auch eine ausreichende Durchtrocknung vorhanden ist. Ein Beispiel: 6 cm Estrichdicke bedeuten mindestens 6 Wochen Wartezeit. Ab 7 cm sind sogar 2 Wochen je cm zusätzlich im Regelfall zu rechnen.
Zur Kontrolle, ob der Untergrund noch eine hohe Restfeuchte besitzt, kann zur Orientierung vor den Folgearbeiten ein Folientest durchgeführt werden. Hierzu wird eine 1m x 1m große Kunststofffolie auf den Untergrund geklebt. Bildet sich nach 24 Stunden sichtbare Kondensation an der Unterseite der Folie, kann von einer erhöhten Restfeuchte ausgegangen werden.
Etwas genauer sind elektrische Messgeräte, die die Leitfähigkeit des Estrichs zwischen zwei Elektroden bestimmen. Dies funktioniert über eine elektrische Widerstandsmessung, je feuchter, desto leitfähiger. Allerdings liefern sie nur sehr lokale Werte und sind daher allein nicht zuverlässig genug.
Sie eignen sich jedoch, um mögliche Entnahmestellen für die CM-Messung (Calciumcarbid-Methode) auszuwählen. Hierbei wird ein Teil des zu überprüfenden Untergrundes mithilfe eines CM-Messgerätes auf seinen Feuchtigkeitsgehalt überprüft, sodass die Angabe von Feuchtigkeitswerten in [CM %] möglich ist. Die Feuchtemessungen werden an Stellen vorgenommen, die die vermutlich höchsten Feuchtigkeitswerte aufweisen. Die zu analysierende Probe ist gleichmäßig über den gesamten Estrichquerschnitt zu entnehmen. Je Estrichfläche bis 100 m² sind mindestens zwei Messungen vorzunehmen beziehungsweise mindestens eine Messung pro Wohnung.
Tragfähigkeit
Zu prüfen ist, ob die Oberfläche des Untergrundes zur Aufnahme einer Folgebeschichtung ausreichend fest ist. Im Folgenden finden Sie verschiedene Verfahren um die Festigkeit eines Untergrundes zu überprüfen.
Mechanische Festigkeitsprüfung mit Messer + Drahtbürste (Kratzprüfung)
Bei der Kratzprüfung wird die Festigkeit der oberen Zone des Untergrundes überprüft. Entstehen beim Entlangkratzen auf der Oberfläche (z.B. mit Messer oder Drahtbürste) nennenswerte Eindringtiefen ist Vorsicht geboten und weitere Tests und eventuell Untergrundvorbereitungen oder ein Rückbau sind erforderlich.
Mechanische Festigkeitsprüfung mit Hammer (+ ggf. Meißel)
Durch das Abklopfen (z.B. mit einem Fäustel) können bei mineralischen Untergründen und Fliesen sowohl hohlliegende wie auch bruchgefährdete Stellen festgestellt werden, da Abplatzungen durch zu dünnen Auftrag und Geräuschunterschiede schnell erkannt werden können.
Oberzonentest mittels RIRI – Ritzprüfung (Ritzdorn 1-3 Stufe)
Die Ritzprüfung dient zum Erkennen der Haftung von dünnen Oberflächenschichten. Mit einem Spachtel, Cutter oder Ritzdorn (Ri-Ri-Gerät) wird in einer Rastergröße von ca. 10mm die Oberfläche eingeritzt. Die Oberfläche ist tragfähig, wenn keine, bzw. geringfügige Ausbrüche an den Schnittpunkten der Ritzlinien bei gleichzeitiger Ritzbarkeit vorliegen. Sie ist nicht bestanden, wenn Ausbrüche in größerem Maß vorhanden sind (mangelnde Festigkeit), bzw. wenn nicht eingeritzt werden kann (harte Schale).
Anschließend kann mittels einer Drahtbürste das mögliche Absanden und Abkreiden der bereits beanspruchten Fläche geprüft werden.
Mithilfe der Andruckfeder des Ri-Ri-Gerätes lassen sich verschiedene Belastungsklassen unterscheiden
1. geringe Belastung – Privatbereiche - Härte von ca. 9N/mm² (Druck auf Nadelspitze),
2. höhere Belastung – öffentliche Bereiche - Härte von ca. 18N/mm² (Druck auf Nadelspitze)
3. höchste Belastungen - industrielle Nutzung mit Förderfahrzeugen - Härte von ca. 27N/mm² an der Nadelspitze definieren.
Mechanischer Klebebandtest für die Oberflächenfestigkeit
Die Haftung von Anstrichen (z.B. alte Dispersionsfarbenanstriche) lässt sich mit dem Klebebandtest sehr gut beurteilen. Ein Klebebandstreifen wird fest, z.B. mit dem Griff eines Schraubendrehers, auf den gitterartig eingeritzten Untergrund angerieben und ruckartig abgerissen. Bleiben am Band deutliche Anstrichteile haften, sollte der Anstrich grundsätzlich entfernt werden.
Wasserbenetzungstest für Porositätsbestimmung
Bei dieser Prüfung der Saugfähigkeit ist eine Wassermenge von ca. 2ml, das entspricht etwa der Füllung eines Flaschendeckels, auf den entstaubten Untergrund zu gießen und die Zeit bis zum vollständigen Einziehen des Wassers zu ermitteln. Zieht das Wasser langsamer als innerhalb von 3 Minuten ein oder perlt es ab und bleibt auf dem Untergrund stehen, ist die Saugfähigkeit zu gering.
Zeigt der Untergrund eine rasche Wasseraufnahme, bzw. verfärbt sich die Oberfläche schnell dunkel, ist dies ein Hinweis für stark saugfähige Untergründe. Hierbei würden sich auch potentiell existierende feine Haar- und Netzrisse zeigen.
Wasserfestigkeitsprüfung der Oberfläche
Den Untergrund mit einem nassen Handtuch oder Schwamm belegen und nach einer Einwirkzeit von ca. 5 Stunden auf Erweichungen prüfen (z.B. durch Kratzen mit einem Spachtel oder Schraubendreher). Als Vergleich ist die nicht genässte Fläche heranzuziehen. Angelöste Anstriche sind mit geeigneten Maßnahmen zu entfernen.
Trennmittelfreiheit
Trennmittelfreiheit bedeutet, dass der Untergrund frei von Stoffen ist, die nicht zum eigentlichen Untergrund gehören. Das heißt der Untergrund darf nicht fettig, unsauber, staubig, verschmutzt oder verunreinigt sein.
Randbedingungen und wie sie zu testen sind
Darüber hinaus sind im Zweifelsfall weitere Eigenschaften des Untergrundes zu überprüfen.
Ebenheit
Ebenheit nach DIN 18202 & BE8 Techn. Hinweisblatt 02 – Ebenheitsklassen
Zentrales Dokument der Festlegung der Ebenheitstoleranzen ist die Tabelle 3 der DIN 18202 – „Toleranzen im Hochbau“. Sie definiert beispielsweise bei Unterböden mit erhöhten Anforderungen, dass das Stichmaß (der Höhenunterschied) max. 3mm auf 1m Länge bei oder 9mm auf 4m Länge betragen darf. Die Prüfung erfolgt mit Richtlatte/Wasserwaage und Zollstock/Messkeil. Größere Strecken oder Flächen können auch mit Schlauchwaagen, Lasermessgeräten oder einem Nivelliergerät geprüft werden. Wände sind mit der Wasserwaage auf ihre Lotrechte prüfbar. Senken und Toleranzen werden von Hochpunkt zu Hochpunkt nach DIN 18202 ermittelt. Jedoch garantiert das Einhalten dieser Norm nicht, dass die für einen Bodenbelag notwendigen Voraussetzungen bezüglich Ebenheit geschaffen wurden. Zusätzlich sind die Verlegerichtlinien der jeweiligen Hersteller oder der Ausschreibung zu beachten. Diese Norm erfasst außerdem keine materialspezifische Verformung der Ränder (z.B.: „Schüsseln bei Estrichen“). Bereits geringe Unebenheiten, Erhöhungen und Vertiefungen des Untergrundes (auch im Toleranzbereich der hier beschriebenen Norm!) zeichnen sich nach der Verklebung besonders mit dünnen, trägerlosen PVC-Bodenbelägen und Gummibelägen deutlich ab. Dieser Umstand kann dann auch zu Schäden am Bodenbelag durch lokalen Oberflächenverschleiß führe
Rissfreiheit
Risse, Verunreinigungen, porige Oberflächen, Stäube, Ausblühungen etc. - also alle Oberflächenveränderungen, auch teilflächige – müssen erkannt und behoben werden. Jegliche Verunreinigungen oder Beschädigungen des Untergrundes beeinträchtigten die Haftfestigkeit und die Verbindung der aufzubringenden Materialien wie Grundierungen, Spachtelmassen und Klebstoffe mit dem Untergrund. Rissbildungen sind z.B. bei Zementestrichen auf den unvermeidlichen Schwund beim Abbinden und Erhärten zurückzuführen. Diese geringfügige Volumenverringerung kann der Estrich nur durch Rissbildung ausgleichen. Verstärkt wird diese Entwicklung durch mögliche Estrichdickenunterschiede, einem zu hohen Wasser/Zement - Wert [w/z], einer ungünstigen Sieblinie des Zuschlages und einer klimatisch schlechten Verlegesituation. Zu prüfen ist, ob es sich um konstruktionsbedingte Risse (baudynamische Risse) oder oberflächliche Risse handelt. Also ob die Risse evolutiv sind, das heißt beanstandungswürdige technische Mängel aufweisen oder es sich nur um optische Mängel handelt.
Bewegungen
Untergründe müssen verwindungssteif und formstabil sein. Hörbares Knarren der als Untergrund dienenden Dielen ist der erste Hinweis auf Bewegungen. Durchbiegungen können durch Kniebeugen eines Helfers sichtbar gemacht werden. Sind diese deutlich spürbar, müssen die Abstände der Unterkonstruktion reduziert werden. Zusätzlich sind die Dielen vor der Beschichtung gegen Aufwölben mit 2 gegenüberliegende Schrauben zu verschrauben.
Wände dürfen auf Druck nicht nachgeben, daher sind merkbare Bewegungen auch bei Span-, OSB-, MSB- Platten und Trockenestrichen aus Gipskarton oder Gipsfasern nicht tolerierbar. Mögliche Ursachen für Bewegungen sind eine unzureichende Unterkonstruktion, ein zu dünner Schichtaufbau oder eine fehlende Doppelung bei Gipsplatten.
Nicht sichtbare Flüssigkeitskontaminationen
Die mögliche Verunreinigung des Untergrundes durch Öl, Säure oder alkalische Medien ist zu prüfen. Im Falle einer Verunreinigung ist der Untergrund abzutragen.
Gefälle
Falls die Ableitung von oberflächlichem Wasser (Nassbereiche, Außenbereiche, viele Produktionsbereiche) vonnöten ist, muss ein entsprechendes Gefälle (min 1,5 – 2%) in Kombination mit einer Abdichtung im Verbund und einer planmäßigen Entwässerungsmöglichkeit vorgesehen werden. Falls kein entsprechendes Gefälle besteht (Siehe Prüfung Ebenheit), muss dieses mit einem standfesten Ausgleichsmörtel ausgeglichen werden.
Prüfung für beheizte Räume
Für beheizte Räume ist vorab immer zu klären ob und welche Art der Fußbodenheizung besteht oder geplant ist. Hier werden elektrische und (warm)wasserführende Systeme in unterschiedlichen Einbauhorizonten unterschieden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche herstellergeprüfte Gesamtsysteme, die Einbauvorgaben besitzen. Allen Systemen ist jedoch ein erhöhtes Erfordernis der Qualität zu eigen da durch die ständige Erwärmung und Abkühlung deutlich höhere Spannungen in den tragfähigen Untergrund induziert werden.
Klimatische und produktbezogene Randbedingungen
Grundsätzlich sind bei der Untergrundvorbereitung und Produktverarbeitung klimatische und produktbezogene Randbedingungen wie Mindest- oder Maximaltemperaturen sowie die maximale relative Luftfeuchtigkeit zu berücksichtigen, da andernfalls feuchtebedingte Bauschäden vorprogrammiert sind.